Nach Plaffeien 2012 und Saas Fee 2015 war Raron unser drittes WSJV Jodlerfest. Mit dem Lied „Än liebä Gedankä“ von Silvia Bürgi-Häfliger und dem Satz von Timo Allemann wollten wir uns der Jury stellen. Am Samstag um 17.40 Uhr in der Felsenkirche war es dann soweit.
Die Wetterprognosen für das Wochenende vom 21.- 23. Juni 2024 waren nicht gerade gut. Viel Regen war angesagt. Und prompt schon am Freitagmittag kam die Meldung, dass die Brücke vom Bahnhof Raron nach Raron über die Rhone wegen Hochwasser gesperrt sei. Statt 5 Minuten zu Fuss musste man den Bus nehmen, der dann den Umweg über die nächste Brücke bei Niedergersteln machte.
Unserer Freude auf das Fest und am Fest konnte uns das Wetter nicht verderben. Schon am Freitagnachmittag und -abend reisten wir an und bezogen unsere Zimmer im Hotel Central in Glis, die uns Markus organisierte. Nach einem feinen Nachtessen fuhren wir dann mit dem Zug nach Raron. Da kein Shuttlebus kam, riefen wir ein Taxi. Leider hatte dieses nur 8 Plätze. Denn ein paar Meter weiter kamen wir in eine Polizeikontrolle! Dario warf sich umgehend auf den Taxiboden. Das Taxi hielt an und liess die Scheiben herunter. Der Polizist schaute ins Taxi, wies alle daraufhin, dass man sich doch anschnallen soll und verabschiedete sich. Uff!!!
Endlich waren wir auf dem Festgelände angekommen, wo uns Stephan sehnlichst erwartete. Er war bereits als Juror im Einsatz. Auf dem Hauptplatz fanden dann bald einige Jodler aus verschiedenen Regionen zusammen und stimmten ein Lied nach dem andern an.
Um am andern Tag für unseren Auftritt fit zu sein, haben wir uns kurz nach Mitternacht schweren Herzens auf den Heimweg gemacht. Es brauchte dann einen organisatorischen ‚Hosenlupf‘ um wieder nach Brig/Glis zu kommen, denn es fuhr um diese Zeit kein öffentliches Verkehrsmittel mehr nach Brig und alle Taxis waren ausgebucht.
Zweien war das noch nicht genug. Sie wollten der Zimmernachbarin mit einem Appenzeller eine gute Nacht wünschen, als sie hinter sich die Zimmertür in Schloss fallen hörten. Natürlich befand sich der Schlüssel noch im Zimmer! Letztendlich hatten aber alle eine Schlafgelegenheit und konnten sich am Morgen einigermassen ausgeruht wieder auf den Weg nach Raron machen.
Am Morgen und Nachmittag haben wir den Vorträgen der Jodlerinnen des Echos vom Lindenberg und anderen uns bekannten Gruppen die Daumen gedrückt und gelauscht. Dann um 16.40 haben wir uns zum Einsingen getroffen. Natürlich wieder mal nicht alle am gleichen Ort! Dank Whatsapp konnten wir uns darauf einigen, dass wir im Keller des Kapiel 7 einsingen. Ein ganz spezieller Ort, überaus sehenswert. Die Schlüsselstellen haben wir noch ein paar Mal gesungen, bis wir uns gut vorbereitet fühlten.
Um 17.20 haben wir uns auf den Weg zur Felsenkirche gemacht. Um 17.42 läutete die Glock der Jury und wir betraten die Kirche.
Sie war übervoll, Zuhörer in den Bänken und neben den Bänken. Unsere Anspannung hatte ihren Höhepunkt erreicht. Dann die Ansage und anstimmen. Glücklicherweise haben wir uns nach der ersten Unsicherheit recht schnell an die etwas spezielle Akustik des Raumes gewöhnt. Leider etwas tiefer als der Beginn konnten wir die 2. und 3. Strophe halten und nach unseren Vorstellungen gestalten.
Nach dem Auftritt hat uns vor der Kirche eine Frau empfangen und gesagt, dass sie mit uns auf ihr Lied anstossen möchte. Es habe sie wahnsinnig berührt. Sie begrüsste Stephan mit Namen, der dann antwortete: „Hoi, sollte ich dich kennen?“ Sie: „Hm, ihr habt eben mein Lied gesungen.“ Nun war auch Stephan klar, wer er vor sich hatte: Silvia Bürgi-Häfliger, die Komponistin von „Än liebä Gedankä“. Was für eine Ehre! Und was für ein Lob. Was will man mehr, als eine Komponistin mit ihrem eigenen Lied zu berühren. All die vielen Komplimente für unseren Auftritt im Laufe des Abends haben uns ausserordentlich gefreut.
Was wir danach gemacht haben? Singen, trinken, essen, singen, trinken, singen…! Als es am schönsten war, entschieden wir, doch noch eine Mütze Schlaf zu bekommen. Also machten wir uns auf den Weg zur Haltestelle des Shuttle Bus. Dieser fuhr jedoch nur zum Bahnhof Raron, wo kein Zug mehr fuhr und zum Parkplatz. Toni sah darin keinen Sinn, stieg aus dem Bus und ging zurück ans Fest. Wir anderen aber fanden einen einheimischen Nachtschwärmer, der uns erzählte, dass in zehn Minuten der Nachtbus von Sion Richtung Brig vorbeifahren wird
Im Bus haben wir weiter gejodelt und auf der Fahrt nach Brig einen Passagier zum Basssänger ausgebildet. So konnten wir vor dem Hotel sogar noch den „Aabestärn“ anstimmen. Markus, welcher bereits im Tiefschlaf war, hatte plötzlich das Gefühl, er träume vom Chörli und den Nachtportier haben wir auch in dieser Nacht wieder geweckt.
Letztendlich sind am Sonntag alle erschöpft und mit mehr oder weniger heiserer Stimme nach Hause gekommen. Dass wir für unseren Auftritt eine 1 bekommen haben, geriet dabei fast zu Nebensache. Moment…da war noch etwas…!
Markus und Tabea waren am Freitag mit dem Auto gekommen. Beim Morgenessen am Sonntagmorgen bemerkte Markus, dass er seinen Autoschlüssel verloren hatte. Kurz entschlossen nahm Tabea den Zug nach Hause, um den Ersatzschlüssel zu holen. Das waren dreieinhalb Stunden von Tür zu Tür! Inzwischen fuhr Markus zurück aufs Festgelände und suchte dort das Fundbüro auf. Prompt hatte jemand seinen Autoschlüssel abgegeben. Nun musste er halt den Weg vom Wallis zurück in den Aargau allein unter die Räder nehmen. Statt mit seiner Frau zu reden, hat er dann einfach alle seine Kollegen angerufen. Auch diejenigen, die bereits im Halbschlaf zu Hause auf dem Sofa lagen und sich von einem anstrengenden aber schönen, Jodler-Wochenende erholten.